Die Geschichte der Imkerei in Selters und des Selterser Imkervereins

 

Für Selters im Westerwald findet sich die erste Erwähnung der Bienenhaltung (von Bienenzucht wird man noch nicht sprechen können) in einem Weistum (HSTA Wiesbaden Abtl. 241, Nr. 33) aus dem 13. Jahrhundert. Darin werden die Abgaben, die im Bann Maxsain/Selters zu leisten waren, aufgezählt, und dort finden wir unter anderem auch die jährliche Lieferung von „virzint punt wasses“ (40 Pfund Bienenwachs) an den Landesherren erwähnt .

Auch Gensicke erwähnt in der Heimatchronik des Westerwaldkreises von 1978, dass die seit dem 14. Jahrhundert bezeugten beträchtlichen Wachszinsen auf früher bedeutendere Bienenzucht hindeuten.

 

Eine ganz andere Aufgabe hatten Bienen im Mittelalter in der Burg Grenzau zu erfüllen, wie überliefert ist:

Die Burgherren nutzten die natürliche Wehrhaftigkeit der Bienen, indem sie Bienen ihren Angreifern gleich „bienenkorbweise“ entgegenwarfen und sie damit in die Flucht schlugen.

Sie verfügten somit nicht nur über konventionelle Waffen, wie  „Pech und Schwefel“, sondern auch über eine biologische Waffe: Bienen.

In einer Beschreibung des Ortes (56242) Selters aus dem Jahre 1823 lesen wir:

„Die Bienenzucht ist nun bei einigen Einwohnern zu Selters in Aufnahme.....“

Und am 09.01.1876 ist dem Kreisblatt des Unterwesterwaldkreises zu entnehmen, dass der Lehrer Hilf im „Selterser landwirtschaftlichen Casino“ einen Vortrag über die Bienenzucht hält.

  1893 schreibt E. Heyn in seinem heimatkundlichen Standardwerk „Der Westerwald und seine Bewohner von den ältesten Zeiten bis heute“ zur Westerwälder Bienenzucht:

Man betrieb sie des Honigs wie des Wachses wegen, weil man keinen Zucker hatte und das Wachs in den Kirchen und zur Siegelung ungleich häufiger als heute gebraucht wurde.

Kirburger Kirchspielseingesessene hatten unter ihren Abgaben an den Abt von Marienstatt Wachs zu liefern und Vergehen wurden statt mit Geld mit bestimmten Mengen Wachs gesühnt.

Die Bienenhaltung auf dem Westerwald muss etwas sehr Gewöhnliches gewesen sein, sie war sehr verbreitet.

Die Bienenstöcke waren außerhalb der Dörfer auf den Heiden zusammengestellt und standen unter einem beständigen Aufseher.

Der Rückgang der Bienenzucht soll seit 1786 eingetreten sein, von welcher Zeit

an eine Reihe von nassen, kalten Jahren den Bienen(be)stand bis auf wenige Stöcke vernichtete.

Im Amt Marienberg befanden sich

                                  1825: 261 Stöcke und

                                  1860: 376 sowie

                                  1890: nur noch 222 Bienenstöcke;

im Amt Hachenburg waren

                                  1825: 615 und

                                  1860: 526 sowie

                                  1890: nur noch 473 Stöcke (3*).

 

  Nach einer Veröffentlichung im Herzoglich Nassauischen allgemeinen Intelligenz-Blatt von 1863 gab es im Amt Selters (bei 17.428 Einwohnern) 539 Bienenstöcke.

 

Am 09.11.1865 wurde der Imkerverband Nassau e. V. unter dem Vorgängerverein „Bienenzüchterverein für den Regierungsbezirk Wiesbaden“

(Verein Nassauischer Bienenzüchter) gegründet (*14).

Im Jahre 2001 verfügten die im Landesverband Nassau (das Verbandsgebiet umfasst die Landkreise Rhein/Lahn und Westerwald) organisierten Imker über 484 Mitglieder (20 Jahre früher waren es noch 620 Mitglieder (*13)) und 3318 Bienenvölker.

Und nach dem Protokoll der Imkerversammlung des Unterwesterwaldkreises vom 05.05.1912 in Montabaur wurde dem scheidenden Vorsitzenden für sein 30jähriges Wirken zum Wohle des Vereins gedankt, d. h. spätestens seit 1882 gab es im Westerwald den Imkerverein des Unterwesterwaldkreises, der nach einem späteren Beleg vom 06.11.1920 auch Bienenzüchter-Verein für den Unterwesterwaldkreis genannt wird.

  Am 22.01.1913 referierte der Vorsitzende des Kreisimkervereins Unterwesterwald, Herr Schäfer, über die Organisation des Hauptvereins Nassauischer Bienenzüchter, also dem Vorläufer des heutigen Landesverbandes Nassau e. V., mit damals 42 Sektionen. Zu dieser Zeit waren ca. 4000 Bienenvölker des Nass. Vereins versichert. Der Vorsitzende fordert den Anschluss an diesen Hauptverein.

 

Die frühe Existenz des Imkervereins Selters ist etwas schwieriger zu führen.

Dem Protokoll der Frühjahrsversammlung des Zweigvereines Montabaur im Kreisimkerverein (Unterwesterwald) vom 15.06.1925 über das Imkerjahr 1924 können wir jedoch folgendes entnehmen: Die Arbeitsgemeinschaften des früheren Vereins Höhr und Selters haben an Mitgliederzahl derart zugenommen, dass ein gemeinsames Arbeiten innerhalb der Grenzen sich sehr schwierig gestellte, weshalb sich die Arbeitsgemeinschaften trennen und nun drei Zweigvereine bildeten, Höhr-Grenzhausen, Montabaur und Selters.

 

Im Jahr 1924 liegt also die Geburtsstunde des Imkervereins Selters in der Nachfolge der vorherigen Selterser Arbeitsgemeinschaft im Verein Höhr und Selters.

Der Imkerverein Montabaur ist heute mit 57 Mitglieder der größte Ortsverein im Landesverband Nassau.

In Rheinland-Pfalz gab es im Jahre 2002 ca. 50 000 Bienenvölker.

 

Ganz Deutschland verfügte im Jahre 1936 über 2 ½ Mill. Bienenvölker.

 

Wilfried Göbler